Seit einigen Jahren haben wir angefangen unser Olivenöl direkt an Freunde in Deutschland zu liefern. Erst hatten wir nur wenige Abnehmer aber so nach und nach wurde das Öl immer beliebter. Es sprach sich rum. Langsam wurde aus diesen ersten Versuchen ein fester Jahresplan, denn es gab jetzt Menschen in Köln und Bochum und langsam auch in Berlin, die auf ihren 5L Kanister warteten. Wir wollten diese Menschen kennenlernen und ihnen zeigen, wie man Olivenöl produziert, wo in Sizilien es herkommt, wie man hier lebt.
Das Olivenkämmen - Eine Tätigkeit zum Haare raufen?
Wir hatte die Idee eine Reise zur Olivenernte zu organisieren, mit der Hilfe von Le Mat und vor allen Dingen mit Stefan Ruf, einem Filmemacher aus Berlin, dem es gelingt eine Geschichte immer aus einer ganz authentischen Perspektive zu erzählen.
Reiseprospekt unserer Olivenölreise

Reisebeschreibung:

Die Reise kostet 680 Euro/Person LEISTUNGEN 8 Übernachtungen in DZ mit Frühstück, und 7 Tage Picknickkorb zum Mittagessen und das Abendessen zuhause (wir werden auch Kochen lernen) oder in typischen Restaurants unserer Wahl, Teilnahme an der Olivenernte, 5 Liter Kanister mit selbst geerntetem Olivenöl incl. Versand an Ihre Adresse, alle Fahrten und Transfers mit dem Minibus, deutschsprachige Reiseleitung ab/bis Flughafen. Termine 28. Oktober 2012 bis 5. November 2012 Einzelzimmer 140 Euro Zuschlag Teilnehmer bis 6 Personen
Aber auch das war nicht einfach, denn es lässt sich nie so genau planen, wann die Oliven geerntet werden. Es hängt davon ab, wann sie reif sind und das entscheidet der Bauer. Wie oft haben wir es im August oder September versucht von Herrn Ciaccio zu erfahren, wann die Ernte stattfinden würde. Er meinte immer, man wisse ja gar nicht, ob im Oktober die Oliven noch am Baum hängen würden, denn so viel könnte noch passieren und Unrecht hat er da nicht...
Vor der Olivennernte - alle sind gespannt
Aber wie soll man eine Reise mit dem Thema Olivenernte organisieren, wenn man im September noch nichts Genaues sagen kann? Und dazu kommt noch, dass in Sizilien bei Regen nicht geerntet wird, weil der Matsch sonst die Oliven verdreckt. Und wer kann sich festlegen, an welchen Tagen es regnet?
Zuerst werden die Netze ausgelegt
Naja, im Jahr 2012 haben wir im August versucht, neugierige und mutige Reisende für diese Herbstreise zu gewinnen. Die Olivenernte bei Herrn Ciaccio war nur eine der Attraktionen.
Selinunt ist eine archäologische Ausgrabungsstätte in der Nähe der Stadt Castelvetrano auf Sizilien.
Westsizilien ist wunderschön und sehr interessant und wir waren mittendrin bei Franca und Antonino Gucciardi einen guten Ausgangspunkt gehabt. Selinunte, Gibellina, das Meer, San Vito Lo Capo und vieles mehr haben wir besucht.
Franca bereitet Cous Cous zu - die arabischen Einflüsse reichen in Sizilien bis in die Küche
Es wurde eine etwas ungewöhnliche Reise, Flexibilität und gemeinsame Entscheidungen waren angesagt, denn sonst hätte es eben nicht geklappt, wirklich bei der Olivenernte mitzumachen, eine anstrengende Reise, für alle, auch für unsere Gastgeber aber ich glaube es war eine wichtige Reise, eine Reise, die man nicht vergisst.
Das Werk ist vollbracht, alle Oliven sind eingesammelt und auf dem Weg zur Ölmühle
Wir lieben den Film von Stefan Ruf alias Teresa die Le Mat Reisende, der auch noch während der Reise gedreht wurde.
Ein Film über unsere Reise
Wir danken allen Reisenden für ihre Mitarbeit, nicht nur bei der Olivenernte sondern auch beim Filmen und Kochen und Entscheiden. Und...danke Punita für die tollen Fotos, die man auch in deinem Laden - Pelle Mia - in Berlin bewundern kann. Besonders danken wir aber Stefan Ruf für seine Geduld, seine Kunst und die Gefühle, die er damit vermittelt.
Vito Ciaccio hat sein Leben lang Olivenöl produziert, doch in den letzten Jahren wurden die herkömmlichen Vertriebswege immer unwirtschaftlicher. Früher kauften die Ölmühlen den Bauern zu einem geringen Preis die Oliven ab und verkauften das Öl dann an multinationale Konzerne, die mit ihren Öltankern das gesamte Mittelmeer abklapperten und das ganze Öl in ihren Tanks zusammengeschüttet haben. Das führte zum einen dazu, dass die Bauern nicht mehr genug erwirtschaften konnten um ihren Bedarf zu decken, zum anderen konnte man nicht erwarten ein Öl zu bekommen, dass der Qualität entspricht, die es hätte haben können. Wir - d.h. Saverio Ciaccio und ich wollten diese Situation verändern.
Vor der Ernte müssen die Nezte ausgebreitet werden
Es war uns klar, dass es sich bei dem Olivenanbau um eine komplexe Arbeit handelte, vor allen Dingen, wenn man nicht fest in Menfi wohnte. Uns erschien es am Wichtigsten, erst einmal Menschen zu finden, die bereit waren für Ciaccio’s Olivenöl einen fairen Preis zu zahlen. Wir suchten Menschen, die an der gesamten Geschichte interessiert waren und uns als faire Kunden bei unserem Vorhaben unterstützen wollten, indem sie den wahren Wert zu schätzen lernen. Denn darum ging es doch: das, was Vito Ciaccio bei der Ölmühle für seine Oliven bekam reichte nicht, um die ansteigenden Kosten zu decken. Und Letztere waren notwendig, weil Vito Ciaccio es alleine nicht mehr schaffte und Saverio Ciaccio seine Arbeit als Architekt in Rom nicht aufgeben wollte, um in Menfi sich um die Ölproduktion zu kümmern.
Vito Ciaccio mit 90 Jahren in seinem Obstgarten
Heute wissen wir, dass immer mehr Olivenhaine aus diesem Grund aufgegeben werden - nicht nur in Sizilien sondern überall in Italien, Griechenland, Spanien.
Reife Olvien
Aber was war ein fairer Preis? Um das zu bestimmen mussten wir erst einmal verstehen, welche Kosten eigentlich bei der Produktion von Oliven entstehen und das war nicht einfach. Saverio versuchte seinen Vater auszufragen, wie viele Stunden er pro Tage im Olivenhain verbrachte, welche Arbeit wie oft gemacht werden musste. Für seinen Vater war es klar, dass man sich jeden Tag um die Bäumen kümmern musste, es gab immer etwas zu tun, das Unkraut wuchs und die Bäume mussten sauber gehalten werden, damit sie atmen können. Es wurde uns klar, dass wir das Geschäft nur langsam an der Seite des Vaters lernen konnten aber auch während dieses Lernprozesses brauchten wir Kunden.
Unser Traktor
Meine Schwester Edith und mein Schwager Alberto Reguzzi aus Bergamo, die in Köln leben, hatten eine geniale Idee: Warum nicht einfach mal im Freundeskreis fragen, ob jemand mal so ein richtig gutes Olvienöl kennenlernen wollte. Ja und so haben wir mit den 5 Liter Kanistern angefangen, erst waren es wenige Bestellungen, aber die Qualität konnte überzeugen, es sprach sich rum und nach und nach wurde die Nachfrage größer.
Das Öl frisch aus der Mühle
Zum Prozess gehörte auch, dass die Leute lernten, was ein gutes Öl ausmacht. Ein Öl, dass so anders schmeckte, als das Öl, was sie aus dem Supermarkt kannten.
Unser erstes Prospekt
Der Preis? Im Jahr 2006 vor genau 10 Jahren – da waren schon ein paar Jahre dran - hatten wir 10 Euro pro Liter festgelegt. Es war deutlich mehr als das was Vito Ciaccio bei der Mühle bekam aber auch die Kosten waren angestiegen, denn man musste nicht nur die Arbeit auf dem Land sondern auch die Mühle bezahlen, das Öl lagern, die Kanister kaufen und verpacken und die Transportkosten nach Deutschland waren hoch.
Das Öl wird für den Transport vorbereitet
Aber trotz allem war Vito Ciaccio keinesfalls glücklich, eher skeptisch und besorgt, denn er sah sein kostbares Olivenöl in der Ferne verschwinden, ohne Geld dafür in den Händen zu halten.
Alberto kommt zur Olivenölernte
Und da hatten wir dann im Jahr 2006 die Idee, Alberto Reguzzi zur Olivenernte nach Menfi einzuladen, damit Vito und er sich kennenlernten und eine Vertrauensbasis entstehen konnte. Und das war wirklich eine gute Idee. Bis zum Ende seiner Tage im März dieses Jahres war Alberto ein wichtiger Name für Vito Ciaccio. Ihm vertraute er sein Öl an, vor allen Dingen in den schrecklichen 14 Tagen, an denen das Öl von Menfi nach Köln auf Reise war. Auch wenn Alberto nicht jedes Jahr kommen konnte haben wir es manchmal geschafft, ein Skype Treffen zwischen beiden Herren zu organisieren und auch das war wichtig
Vito Ciaccio hat über 90 Jahre in Menfi gelebt und sich sein Leben lang um die Landschaft gekümmert, indem er auf seinen Feldern Oliven, Trauben, Apfelsinen, Zitronen und vieles mehr angebaut hat.
Vito Ciaccio in seinem Olivenhain
Menfi ist eine kleine Stadt an der Südküste von Westsizilien, nicht weit von Selinunte und der Mündung des Flusses Belìce entfernt, in der Provinz von Agrigento. An klaren Tagen kann man die Insel Pantelleria am Horizont entdecken.Hier im Tal des Flusses Belìce erlebten die Menschen im Jahr 1968 ein schweres Erdbeben. Jahrelang hat auch die Familie von Vito Ciaccio in einer Behelfsbaracke gelebt, denn der Wiederaufbau war eine lange und umstrittene Geschichte. Gibellina, ein stark beschädigter Ort in den Bergen wurde 14 km entfernt neu aufgebaut. Noch heute diskutiert man diese Entscheidung...Ein Besuch dieser Orte ist aber gerade deshalb sehr interessant. Viele bekannte Künstler haben sich damals mit dem Thema Stadt- und Landschaftsbau beschäftigt und ihre Spuren findet man überall.
Sein ganzes Leben beschäftigt sich Vito mit seinen Oliven
Heute ist Menfi zum großen Teil wieder aufgebaut, die Baracken sind entfernt und man versucht, an die Zukunft zu denken. Die Zukunft heißt hier immer noch Landwirtschaft auch wenn es hart ist von den Erzeugnissen zu leben, denn die Preise, die der Großhandel für Obst, Gemüse und Getreide zahlt, erlauben keine Entwicklung und oft kein
Die Landschaft um Menfi herum
Man muss also versuchen, selbst seine Produkte zu verkaufen und das ist nicht einfach, vor allen Dingen, wenn man den ganzen Tag auf dem Feld arbeitet. Oder man braucht Genossenschaften. Aber auch diese brauchen Zeit und gute Leute, die alle anderen zusammenhalten und eine intelligente Marktpolitik voran bringen. Und man braucht Vertrauen...
Das alte Gibelina wurde mit einem Leichentuch aus Beton zugedeckt
Als Vito Ciaccio 80 Jahre alt wurde, erklärte er seiner Frau Maria und seinem Sohn Saverio, dass es so nicht weitergehen konnte. Er schaffe nicht mehr, alles alleine und das Geld, dass er für seine Trauben bei der Genossenschaft und für seine Oliven in der Ölmühle bekam reichte nicht, um jemanden zu bezahlen und einzustellen. Ganz zu schweigen von den Zitrusfrüchten, die sowieso keinen Markt hätten. Es wäre also besser, das Land zu verkaufen. Und damit fängt unsere Geschichte an, denn Vito Ciaccio war kein reicher Bauer. Was konnte man aus drei Hektar Land erwirtschaften, wenn man die Arbeit regulär bezahlen wollte?
Die in Asche gegarten Artischocken schmecken am Besten auf dem Feld
Mit dieser Aufgabe haben wir uns die letzten Jahre beschäftig und immer Neues dazu gelernt.
Leuchtende Orangen
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