Es war heiss, immer, tagsüber, nachts und seit Anfang Mai hat es nicht richtig geregnet. Und das ist nicht gut! Wir haben zwar bei den meisten Olivenbäumen Bewässerungsanlagen und haben sie natürlich auch benutzt, soviel wie es den Bäumen nicht schadet aber das Wasser muss vom Himmel kommen, es muss abkühlen, denn sonst beginnt die "Veraison" (auf italienisch "invaiatura") zu früh, die Oliven ändern die Farbe, die "Biancolilla" z.B. wird gelber und die Cerasuola schwarz/rot). Heute ist der 22. September und so sah es schon an einigen Bäumen aus!

Das heisst noch nicht, dass die Oliven reif sind. Was wir sehen ist nur die äußere Haut, ob das Fruchtfleisch schon reif ist, d.h. ob das Maximum an Öl in jeder Olive erreicht ist, das wissen wir so nicht. Das frühe Verfärben kann in unserem Fall eine Art Schutzreaktion der Pflanze sein, gegen außergewöhnlichen Stress, zu viel Sonne z.B., zu viel Hitze, Trockenheit. Mit Anthocyane und Carotin versucht die Pflanze den Ölproduktionsprozess (auf italienisch "inolizione"), der gerade im September begonnen hat zu beschützen. 
Tja und gleichzeitig beginnt natürlich für uns Olivenbauern eine etwas unsichere Zeit, wann soll die Ernte beginnen? Wenn Ihr bedenkt, dass jeder Olivenbaum anders ist (Sorte, Alter, Boden usw.) und jeder Baum auch anders reagiert, könnt Ihr Euch vielleicht vorstellen, wie schwierig die Entscheidung ist und wie man jeden Tag neue Zweifel bekommt. 
Wie gesagt ist jede Sorte und ist jeder Baum anders und das Beste wäre natürlich für jeden Baum zu entscheiden, wann man die Früchte erntet aber die unterschiedlichen Sorten stehen bunt durcheinander also müsste man hüpfen. Aber die Olivenernte ist auch Organisation und es ist nicht einfach, die Netze auszulegen, alles einzusammeln und vor allen Dingen muss man jeden Abend mindestens 400 kg geerntet haben, denn sonst wird es schwierig in der Mühle, man riskiert bis zum nächsten Tag warten zu müssen und das tut den Oliven nicht gut. Und wenn es dann noch anfängt zu regnen...und wann macht die Mühle auf? Naja, all das, abgesehen von COVID, denn dieses Jahr wird es sicherlich noch einige Überraschungen geben.
Alle diese sehr "aufregenden" Details vor, während und nach der Olivenernte und natürlich unser Bestreben immer besseres Öl zu produzieren überzeugen uns langsam immer mehr, uns selbst eine dieser neuen Kleinmühlen anzuschaffen. Ganz abgesehen von der Qualität (wir konnten es im letzten Jahr bei unserem Agronom testen) könnten wir unsere Zeit viel besser einteilen. 
Nächstes Jahr wollen wir es schaffen, es ist eine ziemlich grosse Investition, nicht nur weil die Mühle kostet sondern auch, weil wir den Platz dafür vorbereiten müssen. Glücklicher Weise haben wir unseren Agronom Leonardo Cannata, er hilft uns bei allen Zweifeln...
Auf unserem Blog  https://unseroel.blogspot.com/2020/08/die-olivenernte-2019-ein-wertvolles.html und dem youtube channel Olio Ciaccio https://www.youtube.com/watch?v=R3BoigfTx3M könnt Ihr die Ernte im letzten Jahr verfolgen, da wird vielleicht noch Einiges klar. Dagmar Diebels und Tom Meffert haben nicht nur geholfen sondern auch dokumentiert. Vielen Dank noch mal!
Der Sommer war heiss aber toll, wir hatten Besuch aus Köln, Edith und Alberto waren hier. Wir haben viel unternommen und nette Menschen getroffen, Menschen, die hier in Sizilien leben und produzieren - nicht nur in der Landwirtschaft -  und gute Gedanken und Projekte für eine bessere Welt entwickeln und praktizieren. Schritt für Schritt werde ich Euch von Ihnen berichten.
Leonardo Cannata ist unserer agronomischer Berater, er hat sehr viel Erfahrung überall in Sizilien und nicht nur! Wir haben schon von ihm erzählt. Sein eigenes Land, 5 Hektar schon lange im Besitz der Familie, ist ganz hier in der Nähe, in Santa Margherita Belìce und Contessa Entellina, Olivenbäume und Weinreben. Heute bemüht sich die 4. Generation, die 4 Töchter Rosalia, Cristina, Agata und Gabriella mit Hilfe von Leonardo, seiner Frau Nina und der Oma Rosalia um die kleine Firma Le sette Aje  und um die Produktion des wirklich besonders gutem Naturweins. Ihr solltet Ihn probieren, man schmeckt nicht nur die Sonne Siziliens sondern auch die Erfahrung, Phantasie und Passion, die alle hineinstecken! Es ist sehr wichtig, dass es hier und nicht nur hier Menschen gibt, die wirklich noch in die natürliche Fähigkeit der Natur und in einen natürlichen Transformationsprozess investieren. Wir brauchen diese Menschen vor allen Dingen in der Landwirtschaft, denn die Mechanisierungsprozesse zwingen die Natur sich an die Bedürfnisse der Maschinen anzupassen. Selbst hier in Menfi wird immer mehr mit der Maschine geerntet. Die Weinreben werden vergewaltigt, es ist beeindruckend. Aber vielleicht das Schlimmste ist die Tatsache, dass dadurch immer weniger Menschen auf dem Land sind und arbeiten. Das Land wird nur noch ausgebeutet und da braucht man sich nicht wundern, wenn die Brandstifter ein leichtes Spiel haben. 
Falls Ihr an dem Wein interessiert sein solltet könnt Ihr ihn direkt auf der Webseite bestellen https://www.lesetteaje.it/categoria-prodotto/vini/ oder wir können die Einkaufsgruppe Köln oder Berlin benutzen, denn dann werden die Transportkosten niedriger.
Ende August war auch bei uns Weinlese. Wir haben noch ein kleines Stückchen Weinreben - Alicante Bouschet  - und versuchen in diesem Jahr unseren Wein selbst zu machen, natürlich mit erfahrener Hilfe. Die Prozedur war aufregend aber jetzt ruht der Wein im Fass. Wir werden noch filtern aber erst zu Sankt Martin darf er dann genossen (?) werden...
Es gibt immer viel zu tun hier, man langweilt sich nie und es macht Spass! Aber es ist kein leichtes Unternehmen, nicht nur weil man viel körperliche Arbeit macht sondern hauptsächlich weil die Prozesse komplex sind, viele unberechenbare Elemente zwingen zu sehr hoher Risikobereitschaft und Flexibilität. Man muss zwar viel und lange im Voraus planen und investieren aber jeden Tag kann irgendetwas die Erwartungen enttäuschen oder übertreffen. Klimawandel + Covid machen alles noch unberechenbarer.
Wie in jedem Jahr helfen Edith und Alberto nicht nur durch die Koordination der Einkaufsgruppe Köln. Fast in jedem Jahr kommt meine Schwester mit einer kleinen Gruppe Freunde nach Menfi um bei der Olivenernte zu helfen. Es ist ein Fest mit viel Arbeit, viel Erzählen während wir ernten und gemeinsamen Abenden. Man kommt sich näher, versteht sich und lernt viel voneinander. Auch in diesem Jahr war schon eine Gruppe freiwilliger Erntehelfer organisiert und wie in jedem Jahr fragt man: wann ist die Ernte geplant? Und wie in jedem Jahr können wir keine präzise Antwort geben, denn wie ich zu Anfang dieser kleinen Geschichte versuche zu erklären, wissen wir es einfach nicht. Naja und dann kommt noch der COVID dazu. Seit Ende August steigen auch hier die Zahlen! Die Menschen und Institutionen, Ärzte und Verwalter sind beunruhigt. Und auch wir, denn was passiert mit unseren Oliven, wenn man eine Quarantäne respektieren muss? Wir oder auch die Mühle? Wir wissen nicht welche Regeln was die Ölproduktion betrifft heraus kommen werden, welche Verantwortung wir für die Mitarbeiter (ob freiwillig oder eingestellt) übernehmen müssen. Unsere Regeln, unser Lockdown hier in Italien und auch in Sizilien, auf dem Land, wo es keinen COVID gab, waren streng, sehr streng und die Polizei kontrolliert wieder, die Strafen sind hoch, ohne Maske 400 Euro. Wir haben lange darüber nachgedacht und am Ende entschlossen, dass es besser ist, wenn wir es in diesem Jahre ohne die Hilfe unserer Freunde schaffen.  Es tut uns furchtbar leid aber wir fühlen uns einfach überfordert!
In der Hoffnung, auch in diesem etwas schrecklichen Jahr ein ausgezeichnetes Olivenöl Ciaccio zu produzieren und es Euch wie immer durch unsere Einkaufsgruppen in Berlin und Köln vor Weihnachten zu liefern,  bitten wir um noch etwas Geduld; bald ist es soweit und Ihr bekommt Eure mail und könnt bestellen!

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