Schon im September waren wir begeistert von den Oliven, sie waren so schön und perfekt wie sehr selten zuvor. Das lag an dem (zu) heissen, trockenen Sommer, denn die Olivenfliege verträgt die Hitze nicht.

Aber Anfang Oktober waren die Oliven noch nicht reif. Wir warteten alle auf das Wasser vom Himmel, wir und die Oliven natürlich. Und dann kam es, in der ersten Oktoberwoche, in der zweiten...Am 13. Oktober kamen dann meine Schwester Edith, Alberto, Werner und Werner, unsere freiwilligen Erntehelfer aus Köln. Aber es regnete, noch nicht soviel aber...Nachdem der Boden dann etwas getrocknet war haben wir am 18. Oktober in San Vincenzo dir Ernte begonnen, dort wo die Bäume am Hang stehen, wo weniger Oliven an den Bäumen hingen und die Früchte reifer waren und wo es schwierig wird falls es zu viel  regnet. Und da hatten wir Angst vor!
Das Wetter hat gehalten, eine Woche lang, so lange haben wir gebraucht, um sorgfältig mit der Hand 90 Bäume, wovon einige sehr alt und gross,  von ihren Früchten zu befreien. Edith, Alberto und Werner Majoli waren wichtige Helfer, jedenTag wurden sie besser, sie lernten die unterschiedlichen Olivensorten zu unterscheiden, die Netze richtig zu legen und die Leiter sicher an die Bäume zu stellen. Meine Schwester Edith hilft schon seit Jahren und ist eine großartige Pflückerin, besonders mit der Sorte Biancolilla. Nach diesem ersten wichtigen Abschnitt unserer Ernte 2021 haben wir entschlossen, die Oliven für die Auslese Agareni 2021 zu pflücken, also auf dem Grundstück in Agareni die Biancolilla, die Cerasuola und die Giaraffa. Letztere erschien uns am reifsten, also haben wir mit den Giaraffa Bäumen begonnen. 
Beide Auslesen - Agareni 2021 und San Vincenzo 2021 - setzen voraus, das die unterschiedlichen Olivensorten nicht nur getrennt gepflückt werden sondern natürlich auch getrennt gemahlen werden und dazu brauchten wir eine Mühle, die auch kleinere Mengen am Tag verarbeitet und die besonders sorgfältig mit den Oliven umgeht. Aus diesem Grund haben wir eine Mühle mit 2-Phasen Trenndekanter gesucht, die im Vergleich zur normalen 3-Phasen Mühle viele Vorteile hat. Mit diesem System lassen sich bis zu 90 Prozent Verdünnungswasser einsparen; auch die Abwassermenge verringert sich entsprechend. Neben dem ökologischen und ökonomischen Aspekt beeindruckt das 2-Phasen-System auch hinsichtlich der Qualität des gewonnenen Olivenöls. Der Polyphenol-Anteil im Olivenöl ist extrem hoch, das sorgt für hohe Qualität. Durch die Reduzierung der zugeführten Wassermenge werden außerdem deutlich weniger Geschmacksstoffe und Bestandteile ausgewaschen, was zu einem intensiveren Geschmack führt. Gleichzeitig sind diese Öle länger haltbar. Wir haben die Mühle gefunden. Der etwas weitere Anfahrtsweg und Zeitaufwand hat sich gelohnt. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. 
Aber zurück zur Ernte: immer wieder wurden wir durch den starken Regen unterbrochen, ein wirklich ungewöhnlicher Zustand hier in Sizilien während der Olivenernte. Unsere Besorgnisse betrafen natürlich die Oliven: erfahren sie durch den ständigen Regen Schaden? Die Oliven haben eine unglaubliche Widerstandsfähigkeit bewiesen aber leider hat sich durch das viele Wasser ihr Ölertrag stark reduziert. Das beeinflusst die Qualität nicht, im Gegenteil aber es beeinflusst das wirtschaftliche Ergebnis. Wo normaler Weise 5 kg Oliven einen Liter Olivenöl produzieren brauchten wir in diesem Jahr viel mehr und das macht sich bei den Mengen bemerkbar. 7000 kg Oliven haben wir mit der Hand gepflückt, nur um die 900 Liter der Auslesen Olivenöle zu produzieren. Aber das Öl ist wirklich phantastisch. Der Duft ist unwiderstehlich!
Am 8. November haben uns meine Schwester Edith und Alberto verlassen und es regnete....wir danken noch einmal auch hier für die großzügige Hilfe, nicht nur in Köln sondern auch hier bei der Ernte. Schade war natürlich der Regen, die Unwetter und das Warten, die uns alle etwas genervt haben. Aber so ist es halt, die Variablen in der Landwirtschaft sind viele, einige können kontrolliert und beeinflusst werden, andere wie z.B. das Wetter können alle Mühe schnell kaputt machen. Wir hatten Glück auch wenn auch auf unseren Feldern das Wasser gewütet hat. Aber es gibt Kollegen und Freunde, die wirklich verzweifelt sind. Schon vor 3 Jahren gab es diese unglaublichen Wassermassen, die alles zerstört haben. In jedem Jahr ist die Olivenernte ein Fest, auf den Feldern und in der Mühle, denn die Ernte ist das Ergebnis vieler Arbeit im Laufe des Jahres. In diesem Jahr erzählte man sich beunruhigt von den Schaden und den Wassermassen. Wasser wird hier als ein Segen vom Himmel gesehen aber so wird es zu einem furchtbaren Fluch. 
Nach einigen weiteren Regentagen haben weiter gemacht, zuerst mit der Nocellara del Belìce und dann gemeinsam mit anderen Pflückern und den Olivenerntemaschinen um die traditionelle Mischung zu ernten. Gestern haben wir es endlich geschafft. Das bestellte Öl liegt nun in den Edelstahlbehältern und ruht und es ist gut, sehr gut. Wie gesagt, wir haben trotz allen Schwierigkeiten Glück gehabt. Aber der Klimawandel ist unübersehbar und offensichtlich ist auch die Tatsache, dass wir nicht vorbereitet sind. Viel kann und muss getan werden, von jedem von uns, nicht nur von den Regierungen, damit die Wut und die Kraft der Natur in einem Schlag nicht alles zerstört.  Die Felder und Strassen brauchen Abflussmöglichkeiten, sie müssen anders bearbeitet werden, die Tendenz zum Intensivanbau muss sofort gestoppt werden und wir alle müssen lernen zusammen zu arbeiten, nicht der eine gegen den anderen. Gemeinsam mit den Gemeinden, mit Tieren und Bäumen, gemeinsam für uns alle. 
Es regnet immer noch, die Arbeiten auf dem Feld müssen warten aber wir haben auch noch viel mit Eurem Öl zu tun. Wenn es geruht hat, muss es in die Kanister und Bag in Box gefüllt werden, die Etiketten müssen drauf und dann muss die Spedition vorbereitet werden. In diesem Jahr wird all das vor Weihnachten kaum klappen aber das schreibe ich Euch allen dann...
Freut Euch, das Öl ist gut und wir haben es geschafft, fast ein Wunder! Hier schon einmal ein kleiner Vorgeschmack :-) der Auslese....die Kanister sehen aus wie in jedem Jahr!




   

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