Die Oliven waren wirklich schön, perfekt. Es war eine Freude, sie langsam mit den Händen vom Baum zu pflücken. Ich habe mir fast jede einzelne Olive liebevoll betrachtet, jede anders mit wunderschönen Farben.    

Aber fangen wir von vorne an, denn ich glaube es ist für alle Freunde unserer Arbeit und unseres Olivenöls gut, hinter die Kulissen schauen zu können, zu wissen, wie das Öl, dass sie jedes Jahr kaufen, hergestellt wird.
Leider konnten in diesem Jahr unsere Erntehelfer von der Einkaufsgruppe Köln nicht kommen. Viele hatten sich angemeldet und wir haben lange gezögert aber dann hat die Vorsicht gewonnen. Die COVID Pandemie zwingt zu vielen neuen Regeln, auf dem Feld und vor allen Dingen in den Mühlen.
Ende September macht uns aber Leonardo Cannata (er ist - nicht nur - unserer Agronomberater und baut selbst Oliven an, hier in der Nähe) den Vorschlag, gemeinsam die Olivenernte zu machen. Wir haben sofort ja gesagt, aus vielen Gründen. Die agronomische Methode von Leonardo überzeugt uns und wir wissen, dass wir Schritt vor Schritt viel von ihm lernen können und damit besseres Öl produzieren werden. Und ausserdem:  schon seit mehreren Jahren steigen die Anfragen unserer Kunden ständig aber unsere Olivenbäume vermehren sich nicht mit der gleichen Geschwindigkeit, auch wenn wir neue anpflanzen. Um unsere Kunden trotzdem befriedigen zu können, versuchen wir schon seit vielen Jahren mit anderen Olivenbauern zusammenzuarbeiten. Das ist aber nicht einfach; wir wollen eine ganz bestimmte Qualität nicht nur der Oliven sondern auch der Pflege des Bodens, das heisst wir wollen wissen, wie sie das ganze Jahr über gepflegt worden sind. Der Vorschlag von Leonardo war also genau das, was wir schon jahrelang versuchen, denn Leonardo pflegt nicht nur seine eigenen Oliven mit einer sehr natürlichen Methode sondern ist auch hier in der Gegend Berater von vielen anderen Olivenbauern. Er weiss also genau mit wem man zusammenarbeiten kann. Und das haben wir dann halt gemacht, eine Partnerschaft!
Anfang Oktober nachdem es endlich geregnet hatte, haben wir das Programm und das Team organisiert und nach gründlicher Analyse des Reifungsprozesses aller Oliven, die wir gemeinsam pflücken wollten, haben wir entschlossen, hier bei uns in Agareni anzufangen und zwar mit der Biancolilla, der Cerasuola und der Giaraffa. Die Bäume waren nicht sehr voll, die Reifung schon gut und die Idee war, eine besondere Mischung, einen Blend zu produzieren. Das Wichtigste an der ganzen Strategie war die Wahl der Mühle. In einer grossen Mühle ist es fast unmöglich, mit einer kleinen Menge von handgepflückten Oliven einen Blend zu produzieren. Es ist ein industrieller Prozess und die Mengen müssen stimmen, sonst wird nicht gemahlen. Leonardo hat uns erlaubt, das Öl unserer Oliven in seiner kleinen Ölmühle zu produzieren. Ich war fast jeden Tag seine Assistentin und habe sehr viel dabei gelernt.  Am Ende hatten wir #Agareni2020 produziert und haben diesen Blend zum ersten Mal nicht in den traditionellen Kanister sondern in einen BaginBox abgefüllt. Auch das hat seine Gründe: das Öl bleibt länger frisch und behält seine Charakteristika, weder Luft noch Licht kommen dran, bis zum Ende. Ausserdem hoffen wir, dass sich dadurch der Transport etwas vereinfacht. In diesem Jahr haben wir nur eine sehr begrenzte Anzahl angeboten, aber wir würden gerne im nächsten Jahr von Kanister auf BaginBox umsteigen. Mal sehen, was unsere Kunden dazu meinen ....

Am 20. Oktober  - nachdem wir die Oliven für den Blend geerntet und zu Öl verarbeitet hatten - hat die Ernte auch in San Vincenzo und auf den anderen Olivenhainen unserer Partnerschaft begonnen und bis gestern - nur durch einige Regentage unterbrochen - haben wir Oliven gepflückt, nicht nur für uns  - und natürlich nicht nur wir - und unsere Kunden sondern auch für die Kunden unserer Partnerschaft. Eine harte Arbeit, jeden Tag sind wir um 5.30 aufgestanden und waren fast nie vor 7 Uhr zuhause aber trotz Müdigkeit glaube ich, dass es sich gelohnt hat, denn jetzt sind wir eine kleine Gruppe, die versucht gegen den schrecklichen Trend der immer größer werdenden Maschinen und dem Gebrauch von Pestiziden, gemeinsam Qualität zu produzieren. Es war nicht einfach aber die wunderbare wechselseitige Landschaft macht es sicher auch zu einem unvergesslichen Ereignis. 
Und es ist sicherlich nicht nur die Ernte, viel andere Arbeit muss getan werden, damit zur Weihnachtszeit das gute Olivenöl genossen werden kann. Die Mühen der täglichen Transporte, der Arbeit in der Mühle, des Abfüllens und des Verpackens, all das steckt uns jetzt noch ein bisschen in den Knochen aber wenn die Nachricht aus Köln, Bochum, München, Berlin, Rom, l'Aquila, Perugia, Trieste usw und aus den Bergen des Cadore kommt, dass alles gut angekommen ist, dann vergisst man alle Schmerzen....
Und in diesem Jahr, unter COVID Bedingungen, war es besonders wichtig, dass unsere Einkaufsgruppen überall die Arbeit und die Verantwortung der Verteilung an die vielen einzelnen Kunden übernommen haben. Ein besonderes Dankeschön geht aus diesem Grund an meine Schwester Edith und meinen Schwager Alberto, an das Wandelwerk in Köln, an Barbara Rosner und ihre Familie in Bochum, an Tiziana Visconti in München, an Stefan Ruf, Manfred Kirchner und die Galerie Crystal Ball, an die vielen Kunden, die schon seit Jahren nicht nur für sich sondern für viele andere unser Öl kaufen, an die, die in diesem Jahr auch bei unseren Partnern ihren Wein gekauft haben, an alle unsere italienischen Freunde, an die Mühle Li Petri, den Speditionen Passalacqua und natürlich an Leonardo Cannata und Le Sette Aje. Und...an Sonia Sorci und ihre Tochter  Olivia Coli!!! Sonia hilft mir schon seit Jahren mit unseren Online Shops und dem Blog und Olivia hat in diesem Jahr unsere Etikette entworfen....ja, es ist eine komplexe Geschichte, wobei alle einen Platz haben...
Das Schönste für mich ist,  wie so eine Produktion verbinden kann, gerade jetzt in einer Zeit in der uns der Virus zur Distanz zwingt. Seit vielen, vielen Jahren sehe ich meine Schulfreundin Bernadette Conraths nicht. Sie hat unser Öl bestellt und es in Köln in der Wandelfabrik abgeholt und mir dann geschrieben"...das Öl ist Spitze!!!! Könnte mich reinsetzen und bis morgen drin bleiben...dann würde mich vor lauter Schönheit keiner mehr erkennen. Che bravi che siete!" Ja, all das spornt an und das brauchen wir, denn die Ernte ist nur ein kleiner Teil der Arbeit. Ab morgen geht es wieder los, der Boden braucht Naturdünger und die Bäume müssen geschnitten werden. 140 neue Olivenbäumchen werden wir pflanzen usw. usw. , alles auch in der Hoffnung, dass wir etwas Konkretes tun, um die Konsequenzen des Klimawandels zu mildern
Wir wünschen gute Festtage und uns allen einen guten neuen Anfang für das Jahr 2021, hoffentlich irgendwann COVID free...naja, und hoffentlich schmeckt es! 

Es war heiss, immer, tagsüber, nachts und seit Anfang Mai hat es nicht richtig geregnet. Und das ist nicht gut! Wir haben zwar bei den meisten Olivenbäumen Bewässerungsanlagen und haben sie natürlich auch benutzt, soviel wie es den Bäumen nicht schadet aber das Wasser muss vom Himmel kommen, es muss abkühlen, denn sonst beginnt die "Veraison" (auf italienisch "invaiatura") zu früh, die Oliven ändern die Farbe, die "Biancolilla" z.B. wird gelber und die Cerasuola schwarz/rot). Heute ist der 22. September und so sah es schon an einigen Bäumen aus!

Das heisst noch nicht, dass die Oliven reif sind. Was wir sehen ist nur die äußere Haut, ob das Fruchtfleisch schon reif ist, d.h. ob das Maximum an Öl in jeder Olive erreicht ist, das wissen wir so nicht. Das frühe Verfärben kann in unserem Fall eine Art Schutzreaktion der Pflanze sein, gegen außergewöhnlichen Stress, zu viel Sonne z.B., zu viel Hitze, Trockenheit. Mit Anthocyane und Carotin versucht die Pflanze den Ölproduktionsprozess (auf italienisch "inolizione"), der gerade im September begonnen hat zu beschützen. 
Tja und gleichzeitig beginnt natürlich für uns Olivenbauern eine etwas unsichere Zeit, wann soll die Ernte beginnen? Wenn Ihr bedenkt, dass jeder Olivenbaum anders ist (Sorte, Alter, Boden usw.) und jeder Baum auch anders reagiert, könnt Ihr Euch vielleicht vorstellen, wie schwierig die Entscheidung ist und wie man jeden Tag neue Zweifel bekommt. 
Wie gesagt ist jede Sorte und ist jeder Baum anders und das Beste wäre natürlich für jeden Baum zu entscheiden, wann man die Früchte erntet aber die unterschiedlichen Sorten stehen bunt durcheinander also müsste man hüpfen. Aber die Olivenernte ist auch Organisation und es ist nicht einfach, die Netze auszulegen, alles einzusammeln und vor allen Dingen muss man jeden Abend mindestens 400 kg geerntet haben, denn sonst wird es schwierig in der Mühle, man riskiert bis zum nächsten Tag warten zu müssen und das tut den Oliven nicht gut. Und wenn es dann noch anfängt zu regnen...und wann macht die Mühle auf? Naja, all das, abgesehen von COVID, denn dieses Jahr wird es sicherlich noch einige Überraschungen geben.
Alle diese sehr "aufregenden" Details vor, während und nach der Olivenernte und natürlich unser Bestreben immer besseres Öl zu produzieren überzeugen uns langsam immer mehr, uns selbst eine dieser neuen Kleinmühlen anzuschaffen. Ganz abgesehen von der Qualität (wir konnten es im letzten Jahr bei unserem Agronom testen) könnten wir unsere Zeit viel besser einteilen. 
Nächstes Jahr wollen wir es schaffen, es ist eine ziemlich grosse Investition, nicht nur weil die Mühle kostet sondern auch, weil wir den Platz dafür vorbereiten müssen. Glücklicher Weise haben wir unseren Agronom Leonardo Cannata, er hilft uns bei allen Zweifeln...
Auf unserem Blog  https://unseroel.blogspot.com/2020/08/die-olivenernte-2019-ein-wertvolles.html und dem youtube channel Olio Ciaccio https://www.youtube.com/watch?v=R3BoigfTx3M könnt Ihr die Ernte im letzten Jahr verfolgen, da wird vielleicht noch Einiges klar. Dagmar Diebels und Tom Meffert haben nicht nur geholfen sondern auch dokumentiert. Vielen Dank noch mal!
Der Sommer war heiss aber toll, wir hatten Besuch aus Köln, Edith und Alberto waren hier. Wir haben viel unternommen und nette Menschen getroffen, Menschen, die hier in Sizilien leben und produzieren - nicht nur in der Landwirtschaft -  und gute Gedanken und Projekte für eine bessere Welt entwickeln und praktizieren. Schritt für Schritt werde ich Euch von Ihnen berichten.
Leonardo Cannata ist unserer agronomischer Berater, er hat sehr viel Erfahrung überall in Sizilien und nicht nur! Wir haben schon von ihm erzählt. Sein eigenes Land, 5 Hektar schon lange im Besitz der Familie, ist ganz hier in der Nähe, in Santa Margherita Belìce und Contessa Entellina, Olivenbäume und Weinreben. Heute bemüht sich die 4. Generation, die 4 Töchter Rosalia, Cristina, Agata und Gabriella mit Hilfe von Leonardo, seiner Frau Nina und der Oma Rosalia um die kleine Firma Le sette Aje  und um die Produktion des wirklich besonders gutem Naturweins. Ihr solltet Ihn probieren, man schmeckt nicht nur die Sonne Siziliens sondern auch die Erfahrung, Phantasie und Passion, die alle hineinstecken! Es ist sehr wichtig, dass es hier und nicht nur hier Menschen gibt, die wirklich noch in die natürliche Fähigkeit der Natur und in einen natürlichen Transformationsprozess investieren. Wir brauchen diese Menschen vor allen Dingen in der Landwirtschaft, denn die Mechanisierungsprozesse zwingen die Natur sich an die Bedürfnisse der Maschinen anzupassen. Selbst hier in Menfi wird immer mehr mit der Maschine geerntet. Die Weinreben werden vergewaltigt, es ist beeindruckend. Aber vielleicht das Schlimmste ist die Tatsache, dass dadurch immer weniger Menschen auf dem Land sind und arbeiten. Das Land wird nur noch ausgebeutet und da braucht man sich nicht wundern, wenn die Brandstifter ein leichtes Spiel haben. 
Falls Ihr an dem Wein interessiert sein solltet könnt Ihr ihn direkt auf der Webseite bestellen https://www.lesetteaje.it/categoria-prodotto/vini/ oder wir können die Einkaufsgruppe Köln oder Berlin benutzen, denn dann werden die Transportkosten niedriger.
Ende August war auch bei uns Weinlese. Wir haben noch ein kleines Stückchen Weinreben - Alicante Bouschet  - und versuchen in diesem Jahr unseren Wein selbst zu machen, natürlich mit erfahrener Hilfe. Die Prozedur war aufregend aber jetzt ruht der Wein im Fass. Wir werden noch filtern aber erst zu Sankt Martin darf er dann genossen (?) werden...
Es gibt immer viel zu tun hier, man langweilt sich nie und es macht Spass! Aber es ist kein leichtes Unternehmen, nicht nur weil man viel körperliche Arbeit macht sondern hauptsächlich weil die Prozesse komplex sind, viele unberechenbare Elemente zwingen zu sehr hoher Risikobereitschaft und Flexibilität. Man muss zwar viel und lange im Voraus planen und investieren aber jeden Tag kann irgendetwas die Erwartungen enttäuschen oder übertreffen. Klimawandel + Covid machen alles noch unberechenbarer.
Wie in jedem Jahr helfen Edith und Alberto nicht nur durch die Koordination der Einkaufsgruppe Köln. Fast in jedem Jahr kommt meine Schwester mit einer kleinen Gruppe Freunde nach Menfi um bei der Olivenernte zu helfen. Es ist ein Fest mit viel Arbeit, viel Erzählen während wir ernten und gemeinsamen Abenden. Man kommt sich näher, versteht sich und lernt viel voneinander. Auch in diesem Jahr war schon eine Gruppe freiwilliger Erntehelfer organisiert und wie in jedem Jahr fragt man: wann ist die Ernte geplant? Und wie in jedem Jahr können wir keine präzise Antwort geben, denn wie ich zu Anfang dieser kleinen Geschichte versuche zu erklären, wissen wir es einfach nicht. Naja und dann kommt noch der COVID dazu. Seit Ende August steigen auch hier die Zahlen! Die Menschen und Institutionen, Ärzte und Verwalter sind beunruhigt. Und auch wir, denn was passiert mit unseren Oliven, wenn man eine Quarantäne respektieren muss? Wir oder auch die Mühle? Wir wissen nicht welche Regeln was die Ölproduktion betrifft heraus kommen werden, welche Verantwortung wir für die Mitarbeiter (ob freiwillig oder eingestellt) übernehmen müssen. Unsere Regeln, unser Lockdown hier in Italien und auch in Sizilien, auf dem Land, wo es keinen COVID gab, waren streng, sehr streng und die Polizei kontrolliert wieder, die Strafen sind hoch, ohne Maske 400 Euro. Wir haben lange darüber nachgedacht und am Ende entschlossen, dass es besser ist, wenn wir es in diesem Jahre ohne die Hilfe unserer Freunde schaffen.  Es tut uns furchtbar leid aber wir fühlen uns einfach überfordert!
In der Hoffnung, auch in diesem etwas schrecklichen Jahr ein ausgezeichnetes Olivenöl Ciaccio zu produzieren und es Euch wie immer durch unsere Einkaufsgruppen in Berlin und Köln vor Weihnachten zu liefern,  bitten wir um noch etwas Geduld; bald ist es soweit und Ihr bekommt Eure mail und könnt bestellen!

Am 10. Oktober 2019 sind sie gekommen, meine Schwester Edith, ihre Freundin Daggi, Tom und Werner, aus Köln, Freunde und Geniesser unseres Olivenöls, filmmaker, Lehrer. Tom und Daggi hatten ihre Kamera mit und haben uns dieses wertvolle Geschenk gemacht.


 

Hinter so einem Dokumentarfilm steckt viel Arbeit und wir danken dafür!
Wir hoffen ausserdem, dass diese Dokumentation den Liebhabern unseres Olivenöls hilft unsere Arbeit besser zu verstehen.

Bald ist es wieder soweit, den Oliven und den Bäumen geht es gut und wir hoffen es geht so weiter...

Menfi im August 2020
Vor ein paar Tagen hat die Olivenblüte richtig angefangen und bei den Apfelsinen sieht man schon die kleinen Früchte; es ist wirklich wunderschön! Nicht alle Blüten werden natürlich zu Oliven, da kann bis Oktober noch viel passieren...aber es ist wirklich eine Pracht! Uns geht es gut. Hier in Sizilien und vor allen Dingen in Menfi ist das Virus sehr wenig verbreitet aber wie Ihr sicherlich alle wisst, müssen auch wir hier im Süden uns an die strengen italienischen Regeln halten: seit dem 8. März dürfen wir praktisch nur 1 mal am Tag einkaufen, alleine, sonst nichts, #iorestoacasa #ichbleibezuhause. Wir haben das Meer vor der Tür aber man darf nicht hin. Es ist beeindruckend wie sich die Menschen an alle Bestimmungen halten. Hier steht das Menschenleben an der ersten Stelle, dann kommt die Wirtschaft, obwohl es hier wirklich für viele Menschen sehr kritisch werden wird. Menfi ist schon normaler Weise nicht sehr belebt aber jetzt ist es wie eine Geisterstadt. Man telefoniert und benutzt die social networks und es wird viel Solidarität organisiert, nicht nur in der Stadt, naja und die Bauern arbeiten natürlich. Beeindruckend ist, dass auch hier auf dem Land und in den kleinen Dörfern überall die Schule online funktioniert, sogar in der Grundschule. Morgens darf man bei denen, die Kinder zuhause haben nicht anrufen, denn man stört den Unterricht. Unsere Freunde, die in der Schule arbeiten, sind täglich eingespannt und sehr müde, denn sie sagen es wäre doch sehr anstrengend. Die Schwester von Saverio arbeitet im Krankenhaus in Agrigento und erzählt, wie anstrengend es ist, immer alle Sicherheitsmassnahmen zu beachten, Schutzmasken und Schutzkleidung anzuziehen und dann zu arbeiten. 
Wir haben das Glück auf dem Land zu wohnen, mitten in unseren Olivenfeldern. Für uns ist zuhause eine fast 2 Hektar grosse Umwelt, wo Pflanzen, Blumen, Vögel und andere Lebewesen ausser uns ihr Leben führen. Ausserdem dürfen wir als registrierte Bauern auch die etwas weiter liegenden Olivenhaine versorgen; also dürfen wir raus und unser Mitarbeiter Antonio darf mit uns arbeiten. Wir und die Pflanzen, ihre Entwicklung, das war unsere zentrale Beschäftigung im März und im April und ich muss sagen, dass es persönlich kein Opfer für mich war. Aber es ist natürlich schrecklich zu wissen wie es den Menschen in den grossen Städten geht, wie viel man seine Gewohnheiten und Beziehungen einschränken muss, wieviele Menschen sterben oder leiden und wieviele Menschen in tiefen wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind. Ich habe vor ein paar Jahren das Buch von David Quammen "Spillover - der tierischer Ursprung weltweiter Seuchen" gelesen und bin seit dem entsetzt über das, was wir Menschen täglich der Natur antun und wie unwissend wir sind. Ich habe in diesen Tagen viel über unsere Entscheidung nachgedacht hierher zu ziehen und unser Leben zu ändern und ich muss sagen, dass ich sehr zufrieden bin. 
Den ganzen Winter über hatten wir an der Restaurierung eines Teils unseres Hauses gearbeitet. Jetzt gibt es ein tolles Regendach ....es wird immer schöner bei uns!
Im Januar haben wir eine Sonnenernergieanlage gekauft und die sollte auf einem neuen Dach installiert werden. Ausserdem wollten wir ein Gästezimmer und das Studio für Saverio herrichten. Das Dach haben wir geschafft, bevor das Virus unsere Pläne zerstörte. Alle Bauarbeiten mussten eingestellt werden und so blieb uns nichts Anderes übrig als mit Ruhe und Liebe zu hacken, die Bäume zu schneiden und uns um alle Pflanzen zu kümmern.  Am 16. April war es dann soweit: die Bestimmungen wurden etwas gelockert und die Sonnenenergieanlage durfte montiert werden und jetzt funktioniert alles.  Wann die weiteren Bauarbeiten wieder beginnen können, das wissen wir nicht. Aber jetzt sind wir erst einmal glücklich.
Ausserdem haben wir soviel mit unseren Oliven und dem Gemüsegarten zu tun dass wir uns sicherlich nicht langweilen. 
Bevor das Virus auch uns hier in Menfi blockiert hat (wir dürfen nicht einmal in das Nachbarstädtchen!) waren wir aber mit Leonardo Cannata  - unserem Agrarberater -  in der Nähe von Messina, in Rodì Milici, um es genau zu sagen. Wir haben uns entschlossen weitere Olivenbäume anzubauen. Aber wir wollten sie nicht in irgendeiner Baumschule kaufen, denn dort werden nur Standardsorten verkauft und dadurch reduziert sich die wunderschöne Artenvielfalt immer mehr und das Öl wird weniger interessant und besonders. Also haben wir beschlossen, unsere eigenen interessantesten Bäume über Stecklinge zu vermehren.
Die so entstehenden Planzen sind genetisch identisch d.h. sie kennen auch schon das Land, den Boden, das Klima wo sie herkommen und wieder eingepflanzt werden, denn sie haben die Informationen gespeichert. Über hundert neue Planzen wollen wir anbauen und so brauchen wir eine Baumschule, die bereit und fähig ist zu pfropfen und die haben wir in Rodì Milici gefunden. Also haben wir Anfang März die Triebe von den Bäumen gesammelt die wir klonen wollten (hier heissen sie "marze" das kommt vom Monat marzo - März) und sind dann am nächsten Morgen Richtung Messina aufgebrochen, um unsere "marze" der Baumschule zu bringen. Auf den Fotos könnt Ihr sehen wie es funktioniert: die Triebe werden an die Wildlinge durch Schnitte verbunden und wachsen darin.
Leider können wir jetzt nicht selbst schauen, wie es unseren Planzen geht aber wir haben Fotos bekommen. Wie man sehen kann sind es schon kleine Planzen. Nach der Olivenernte im Dezember werden wir sie holen und dann hier einpflanzen!
Es war bisher ein arbeitsreicher und sehr stiller Frühling. Saverio hat die Zeit genutzt, um an den Modellen für die Türrahmen zu arbeiten und gemeinsam haben wir auch einen Gemüsegarten angelegt.
Einen lieben Gruss aus dem Belicetal. Wir machen weiter und hoffen, dass die vielversprechende Blüte unserer Olivenbäume zu einer erfolgreichen Ernte führt.  Wir werden uns weiterhin liebevoll drum kümmern aber der Klimawechsel ist genau wie das Virus unberechenbar und ein Ergebnis unseres etwas unsinnigen und ungerechten Entwicklungsmodells. Aber wie gesagt wir arbeiten und lernen. Einen kleinen Traum haben wir, damit wir die Qualität des Öls weiterhin verbessern können: wir würden gerne eine kleine Ölmühle kaufen, so wie die, die wir im vorigen Jahr bei Leonardo Cannata ausprobieren konnten (hier könnt ihr es nachlesen)...mal sehen, ob wir es schaffen!
Vielleicht wird die Welt ja wieder etwas offener und Ihr könnt uns besuchen kommen. Wir freuen uns. In der Zwischenzeit sollten wir aber vielleicht alle mal überlegen, wie jeder von uns etwas ändern kann, damit sich ein besseres Gleichgewicht bildet zwischen Mensch und Mensch und Natur und Mensch.



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